Stimmt es, dass immer mehr Kinder kurzsichtig werden?
Ja, die Kurzsichtigkeit nimmt stetig zu[1]undist die häufigste Sehstörung bei Kindern und jungen Erwachsenen. Weltweit gesehen sind in etwa 30 % der Bevölkerung kurzsichtig.[2] In Asien sind 80-90 % der Schulabgänger kurzsichtig, was mitunter darauf zurückgeführt wird, dass sich der Lebensstil viel junger Asiaten durch die Digitalisierung verändert hat und weniger Zeit draußen verbracht wird, wo die Augen permanent und vor allem in die Ferne fokussieren müssen.[3]
Was hat die Kurzsichtigkeit mit der Digitalisierung zu tun?
Ein Auge ohne Sehstörung sieht in der Ferne scharf und muss sich, wenn es in der Nähe scharf sehen will, anpassen (=akkomodieren). Dafür müssen die Augenmuskeln ordentlich arbeiten und langes Fokussieren in der Nähe führt zu einer Ermüdung der Augen.
Kinder haben zu Beginn ihrer Entwicklung einen zu kurzen Augapfel und sehen daher auch in der Ferne unscharf. In der natürlichen Evolution wächst nun jedes Auge so weit, bis es die Größe erreicht, dass es meistens von allein, ohne Anpassung scharf sieht. Verbringen Kinder viel Zeit draußen und schauen viel in die Ferne, entwickelt sich das Auge ganz normal. Normal bedeutet, dass es in der Ferne von allein scharf sieht und es in die Nähe neu fokussieren (akkomodieren) muss. Das Anpassen für die Nähe kann das Auge mit seinen eigenen Mechanismen meistern. Schauen Kinder nun häufig in die Nähe oder auf den Bildschirm, müssen keine unterschiedlichen Distanzen fokussiert werden. Das Auge stellt sich somit auf diese Funktion ein und sieht so in der Nähe ständig scharf. Dafür sieht das Auge in der Ferne aber unscharf und eine Anpassung (=Akkomodation) müsste in die andere Richtung erfolgen. Das ist aber nicht möglich, was bedeutet, dass man in der Ferne ohne Sehhilfe, wie beispielsweise einer Brille, nicht mehr scharf sehen kann.
Kurzsichtigkeit und Digitalisierung hängen daher zusammen, dass aufgrund der Digitalisierung noch mehr Zeit damit verbracht wird, in die Nähe zu schauen und das beeinflusst die Entwicklung des Auges negativ.
Was kann ich tun, um die Entwicklung der Augen meines Kindes zu fördern? - UGOTCHI Tipp
Kinder sollten oft und viel in die Ferne schauen, damit das Auge die Möglichkeit bekommt, sich optimal zu entwickeln. Mit Beginn der Schulzeit fokussieren Kinder automatisch sehr viel in der Nähe. Als Elternteil sollte dann besonders darauf geachtet werden, dass man viel Zeit mit den Kindern draußen verbringt. Sich in der Natur zu bewegen hat neben vielen weiteren positiven Eigenschaften den Vorteil, dass automatisch in die Ferne geschaut wird.
Dies bedeutet also, je mehr Zeit draußen verbracht wird, desto besser.
Kann Sport präventiv gegen Kurzsichtigkeit angewandt werden?
Ja, da beim Sport der Blick in die Ferne automatisch vonstatten geht und durch den Sport auch die Zeit vor dem Bildschirm verringert wird. Während dem Sport wird häufig der Fokus zwischen Dingen in der Nähe und der Ferne gewechselt. Das Auge muss folglich mal kurz in der Nähe scharf stellen und dann gleich wieder in der Ferne. Es gibt beim Sport also immer verschiedene Distanzen, an die sich das Auge ständig anpassen muss. Tendenziell wird aber automatisch mehr in die Ferne geschaut, was sich wie bereits erwähnt, positiv auf die Entwicklung des Auges auswirkt. Sport ist also auch für die Augen ein wichtiger Ausgleich zum Schulalltag und Computerspielen.
Sport und Bewegung forcieren den Blick in die Ferne und können daher Kurzsichtigkeit positiv entgegenwirken.
Literatur
https://www.sehen.de/sehen/sehschwaeche/kurzsichtigkeit/ (Zugriff am 22.5.2020).
[1] Tideman, J. W., Polling, J. R., Verhoeven, V. J. & Klaver, C. C. (2016). Myopia, a growing health problem. Nederlands tijdschrift voor geneeskunde,160, D803-D803.
[2] Hopf, S. & Pfeiffer, N. (2017). Epidemiologie der myopie.Der Ophthalmologe,114(1), 20-23.
[3] Morgan, I. G., Ohno-Matsui, K., & Saw, S. M. (2012). Myopia. The Lancet, 379, 1739-1748.